Die Wahl der Qual

 

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Das Inhaltsverzeichnis
nebst einigen Leseproben

Aus dem Nähkästchen
Die ungekürzten Interviews

Nach Redaktionsschluss
Was wir gerne noch geschrieben hätten ...

Für Tippfaule
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und noch ein paar mehr.

Impressum

Aus dem Nähkästchen

Interview mit Birgit

 

Im August 1998 fing das an, dass ich halt rumgechattet habe und im Chat Leute kennengelernt habe, die auf einen Fetisch hin unterwegs waren und mir dann diese ganzen Sachen erst mal erklärt haben, diese ganzen Begrifflichkeiten, aber auch so eigene Geschichten erzählt haben, also eigenes Erleben, eigene Phantasien, die sie haben, was sie damit verbinden, was das für sie ausmacht. Und da hab ich eigentlich erst mitgekriegt, dass so bestimmte Sachen, die ich in der Phantasie immer ganz nett fand, dass die da plötzlich reinpassten in dieses Bild. Das hatte ich vorher nie so wahrgenommen, weil ich auch nie in der Richtung Kontakt hatte. Ich wusste vorher einfach nicht, dass das dazugehört, wenn man es spannend findet oder sich denkt, kann der nicht mal ein bisschen fester zufassen? Diese Kleinigkeiten hatte ich da nie eingeordnet.

Ich spiel gern mit dem Wort "pervers", aber ich seh mich nicht als pervers. Ich find das ganz normal und muss mich dann immer wachrütteln und mir sagen, naja, das sind so fünf, sechs Prozent der Bevölkerung, die solche Phantasien haben und die auch ausleben. Der Rest macht andere Sachen und macht das halt nicht.

Ich bin nur einmal im IRC dringewesen, das hat mir mein Freund gezeigt. Ich war immer bei Chatworld, das ist halt sehr einfach zu bedienen. Ich kann mich dort ganz schnell einloggen, brauch keine extra Software und kann halt einfach losschwafeln. Den Rest erklären einem dann die anderen. Ich bin mit einem Nick rein, an dem man sofort erkennt, dass ich eine Frau bin. Ich war mit cat32 drinnen, da ist mir dann erst später gesagt worden von anderen, dass in diesem Namen, wenn man in einem Fetisch- oder SM-Channel drin ist, einiges drin ist, was Sachen andeutet, an die ich natürlich nie gedacht habe. Ich hab mich erst mal klein geschrieben - cat hat ja sowieso schon was in der Richtung, von Catsuit bis zu irgendwelchen anderen Geschichten - und das muss die Leute natürlich noch ein Stück weit mehr animiert haben, mich sofort anzusprechen. Das heisst, ich hab dort immer sofort Kontakte gehabt und hatte eher das Problem, zu sortieren, wer für mich interessant genug ist, dass ich mit ihm rede, und wen ich wieder rauskicke, weil du einfach Schwierigkeiten kriegst, wenn du mit fünf Leuten parallel sprichst, die dann fragen, schreibst du so langsam oder ist dein PC nicht in Ordnung? Du hast da natürlich nicht nur Leute drin, die auf SM stehen, sondern es ist halt ein Fetisch-Channel. Da sind viele Strumpffetischisten, Schuhfetischisten und Lackfetischisten bis hin zu irgendwelchen TV-Leuten, die ganze Bandbreite, und dadurch, dass es so einfach ist, da reinzukommen, hast du natürlich auch immer mal Leute, die sich da einfach durchklicken, die damit gar nichts am Hut haben. Aber das trennt sich dann schon voneinander und das kriegt man auch relativ schnell mit. Und es wechselt auch sehr stark. Ich bin jetzt seit anderthalb Jahren drin, und von der Anfangszeit ist noch einer da, mit dem ich jetzt noch Kontakt habe. Es gibt eine halbwegs feste Channelgemeinde, auch Channeltreffen und so. Ich hab auch andere Leute dort kennengelernt, die einfach regelmäßig da waren, weil dort eben sehr offen über Sex und die eigenen Vorlieben gesprochen wird. Eine Zeitlang hab ich auch Leute getroffen, die ich darüber kennengelernt habe - sicherlich nicht immer so vorsichtig, wie man das tun sollte. Davon ist aber auch keiner weiter in der SM-Richtung unterwegs gewesen. Man sieht oft sehr schnell, dass die Leute im realen Leben halt doch anders sind. Mit einigen treff ich mich immer noch, und wir telefonieren auch.

Ingo ist ja schon eine ganze Weile vor mir da draufgekommen, der hat da eine völlig andere Geschichte. Der wusste das schon jahrelang, ist halt über den Fetisch auf SM gestoßen und konnte das mit der Partnerin nicht ausleben, die er damals hatte. Bei mir war das umgekehrt, ich hab gesagt: ok, ich kuck mir das einfach mal an. Mal sehen, wo diese Fahrt hinführt. Ich wusste, dass Ingo keine realen Erfahrungen in der Richtung hat, aber ich hatte von Anfang an ein absolutes Vertrauen zu ihm, vom ersten Chat übers erste Telefonieren bis zum ersten Treffen. Er hat mich dann ja auch mitgenommen zu Parties, zu den BDSM-Berlin-Treffen ... das erste Mal, dass wir da aufgekreuzt sind, das war ja ganz am Anfang. Da hatte ich gerade mal vier oder sechs Wochen damit zu tun und überhaupt keine Ahnung. Was natürlich dann alles relativ schnell ging, weil ich dann sehr viele Geschichten gelesen habe, mich sehr viel mit anderen Leuten unterhalten habe. Dann ging die Entwicklung sehr schnell, wenn man mal weiss, worum es geht, was da abläuft, auf was man achten sollte und was man vermeiden sollte. Wir hatten uns im Chat unterhalten, dann auch telefoniert, und er schickte mir dann irgendwann eine Geschichte, die mich eher schockiert hat als mir zu bestätigen, dass das was für mich ist. Das war mir einfach zu krass, was da abgelaufen ist. Ich glaube, wenn ich sie heute nochmal lesen würde, würde ich an manchen Stellen feixen. Weil ich heute schon ganz andere Erfahrungen gemacht habe, wo ich mir vor einem Jahr noch nichts von träumen lassen hätte. Wir haben dann telefoniert, und er hat mir erklärt, dass das nichts ist, was man eins zu eins in die Realität umsetzt. Wir haben uns dann getroffen, man kann ja ein Bier trinken gehen, und wenn's einem nicht passt, kann man ja jederzeit aufstehen und gehen, und wenn nicht, kann man sich ja auch mal wiedertreffen. Es waren keine riesigen Erwartungen daran geknüpft, so wie ich das von anderen kennengelernt habe, dass man schon im Chat alles mögliche durchgespielt hat und sich über alles mögliche ausgetauscht hat, das war halt nicht so. Wir konnten von Anfang an wunderbar über SM lachen, über die Geschichte mit den Reitgerten bei Karstadt Sport, oder wie jemand in den Baumarkt kommt und nach Ketten fragt und der Verkäufer gleich noch so nett ist, dazuzusagen, wo das Gummispray steht. Das war von Anfang an ein ganz normaler Bestandteil. Wir wussten ja beide, dass wir uns dafür interessieren. Das muss ich Ingo zugutehalten, dass er das dann auch umgesetzt hat: er fing mit irgendwelchen Kleinigkeiten an und steigerte das immer weiter. Das war für mich sehr positiv. Ich kenn eine Frau, die sich immer beklagt, dass ihr Freund nicht fest genug zupackt, dass es ihr nicht schnell genug geht und nicht intensiv genug ist. Ich sage, mein Gott, sie soll jede Sekunde genießen - das ist doch grade schön, dieser langsame Einstieg, das so nach und nach kennenzulernen, anstatt sich da mit voller Wucht reinzustürzen. Was Besseres kann einem doch gar nicht passieren.

Als ich angefangen habe, zu Parties und Treffen zu gehen, war das nicht so mein Ding ... man konnte sich halt mit Leuten unterhalten. In diese Vereinsgeschichte bin ich jetzt so reingerutscht, obwohl ich mir vor zehn Jahren geschworen hatte, nie wieder in einen Verein einzutreten. Aber ich bin ja diesmal nicht eingetreten, ich hab ihn ja mitgegründet. Ich finde es schon spannend, wie sich das entwickelt und wieviel Energie und Ideen die Leute da reinstecken. Ich glaube zwar nicht, dass man die Welt bekehren kann und dass man SM zum allgemeinen Wissensgut erheben und den Schulkindern beibringen müsste, wie gespielt wird. Aus meiner Sicht wäre es völlig ausreichend, wenn die anderen das tolerieren. Sie müssen's nicht gut finden, aber sie sollen's halt auch nicht schlecht finden. Dann wäre das meiste schon erreicht. Wenn keiner das Gefühl hätte, er müsste sich deswegen schämen oder verstecken oder das großartig geheimhalten.

Bisher bin ich auch so rangegangen, wenn mich jemand darauf anspricht und fragt, sag ich es ihm schon, aber beruflich sag ich mir halt, ich muss es mir nicht auf die Stirn schreiben. Ich möchte mich da lieber ein bisschen zurückhalten, weil ich nicht weiss, inwieweit ich in die Öffentlichkeit mit vorrücken muss. In meinem Freundeskreis wird es akzeptiert, aber ich glaube nicht, dass der Rest der Gesellschaft das auch so bedingungslos akzeptieren würde. Bevor ich mir da Ärger einfange, sag ich mir, ok, es ist eine sexuelle Orientierung, die halt für mich wichtig ist, wo es mir wichtig ist, mich mit Leuten drüber auszutauschen, aber es ist nicht das einzige, was mich ausmacht.

Eine Freundin hat mir gesagt, sie hätte ein bisschen Angst um mich, ob ich denn hinterher wieder eine normale Beziehung eingehen könnte. Das kann ich jetzt nicht sagen, da kann man nur Vermutungen anstellen. Wenn ich einen Freund hätte, der damit gar nichts am Hut hat ... einerseits würde mir schon was fehlen. Und zwar das Fantasievolle daran, und dass man nicht weiss, was passiert, die vielen Überraschungen, die da mit drinstecken und immer wieder für einen neuen Reiz sorgen, der bei normalen Beziehungen nicht so unbedingt da ist. Das würde mir auf jeden Fall fehlen. Und ich weiss auch, dass Schmerzen bei mir gewisse Sachen auslösen, und wenn das gar nicht mehr da wäre, würde ich vielleicht anfangen, den anderen da versuchen hinzukriegen. Wir könnten ja auch ganz normalen Sex haben, deswegen seh ich da kein großartiges Problem. Aber andererseits, wenn man einmal so dringesteckt hat ... ich glaube, ich würde mich wieder in den Kreisen auf die Suche machen. Heute ist das ja genial einfach, jemanden mit einer SM-Neigung kennenzulernen. Das ist ja nicht mehr so wie vor zehn Jahren. Jetzt ist eher die räumliche Distanz das Problem, nicht mehr die Kommunikation.

Es gab solche Szenen, wo ich geschlagen werde und so daliege und denke: Was tust du dir da an? Du musst doch völlig bescheuert sein, das über dich ergehen zu lassen. Wo man sonst ständig bestrebt ist, sein Leben schmerzfrei zu gestalten und eher noch Tabletten einwirft, um keine Schmerzen zu spüren, und jetzt setzt man sich Schmerzen bewusst aus. Teilweise gibts auch Schmerzen, die die ganze Erotik und die Spannung rausnehmen, die mich einfach nur noch runterbringen. Da laufen Schmerz und Erregung nicht in der gleichen Richtung, sondern da geht die Erregung völlig runter und der Schmerz hoch. Das gibts schon. Es gibt aber auch diese direkte Umsetzung bei bestimmten Schmerzen, wobei es da so ist, dass ich einfach merke, mein Körper reagiert darauf und der Kopf sagt: Irgendwie bist du ja schon ein bisschen bekloppt, oder? Irgendwas stimmt doch da nicht. Andere SMler hab ich nie für komisch oder verrückt gehalten, und ich hab mir auch vorher nie Sorgen über mich gemacht, aber anfangs bin ich manchmal doch ins Grübeln gekommen. Das passiert mir heute noch manchmal, dass ich mir denke, du musst ja wohl völlig beknackt sein, dass du dir das antust. Wenn man mich in den Hals beisst, oder leicht auf den Hintern schlägst, finde ich das erotisierend, aber stärkere Schläge, das ist dann nur noch ein ganz fieser Schmerz.

Bei Leuten, die damit nichts am Hut haben, stoße ich immer auf ein gewisses Unverständnis, dass sie sich darunter gar nichts vorstellen können, oder dass sie halt diese landläufige Vorstellung haben, naja, die Paare, die sich gegenseitig hauen. Den Ausdruck find ich ja ganz toll. Die Erotik von Schmerzen können die Leute überhaupt nicht nachvollziehen. Es war aber immer so, dass die Leute interessiert waren, mehr erfahren wollten, was da passiert, was daran wichtig ist, was da so abläuft. Dann sagen sie, ja gut, für mich ist das nichts. Aber wenns für dich was ist, dann mach doch. Es hat noch nie jemand zu mir gesagt, du bist ja wohl pervers, willst du dich nicht lieber behandeln lassen? Vielleicht sind wir da in Berlin auch in der falschen Gegend dazu. Aber wenn ich das hören will, brauch ich nur nach Hause zu gehen und es meinen Eltern zu erzählen. Das ist mir kein Bedürfnis. Ich würd es bei jeder Gelegenheit wieder aufs Brot geschmiert bekommen, und das brauch ich nicht. Klar selektiert man unterbewusst schon, wem erzählt man davon und wem nicht.

Ich hab mal eine CD gekriegt mit einem recht merkwürdigen Cover, und bei der Geburtstagsfeier kam so ein Spruch in die Richtung - das sind die Leute, die sich hauen, wie kann man nur. Da war mir klar, ich brauch's ihr nicht zu sagen, aber ich brauche auch ihr Einverständnis nicht. Ich denke, dass viele Leute, die das machen, von den Eltern auch hören wollen "ja ok, dann mach", was ich ein bisschen viel verlangt viele. Wo ich dann sage, das Beste, was man erwarten kann, ist, dass sie's akzeptieren und einem nicht wieder vorwerfen. Aber Absolution zu verlangen für seine eigenen Neigungen ... das muss ich nicht haben.

Grade was Dominanz und Unterwerfung angeht, das ist jetzt nicht das Hauptspielfeld, was SM bei mir ausmacht, aber da wird es mal ehrlich auf den Punkt gebracht. Das Spiel wird sonst in jeder Beziehung gespielt, und das nicht nur zwischen Partnern, sondern auch in fast jeder anderen Beziehung zwischen Freunden, zwischen Bekannten und zwischen Arbeitskollegen gespielt. Nur dass man nie ehrlich sagt, dass dieses Spiel stattfindet. Und hier lebt man das ganz ehrlich aus. Ich will jetzt nicht sagen, dass SMler die besseren Leute sind, aber zumindest damit gehen sie ein Stück weit ehrlicher um. Was ich so gemerkt habe, dass diese Leute aus meiner Sicht auch ein bisschen gleichberechtigter miteinander umgehen als andere Beziehungen. Das ist mir aufgefallen. Vielleicht ist das auch ein Bild, das ich so sehen möchte, das nicht da ist, aber ich hab schon das Gefühl.

Ich denke, es hat sehr viel mit Phantasie zu tun, und damit, ob man in der Lage ist, sich Gleichgesinnte zu suchen. Was ich nicht bestätigen kann, ist so diese Geschichte: ja, die die tagsüber den Hut aufhaben, sind nachts devot, oder die, die tagsüber den Hut aufhaben, sind auch nachts dominant - da kenn ich sowohl als auch Beispiele. Das funktioniert nicht. Ich zum Beispiel werde immer wieder als sehr dominant eingestuft. Das hat sogar soweit geführt, dass mich jetzt ein Kollege angemacht hat, ob ich nicht dominant genug wäre, ihn zu verprügeln. Der hat das dummerweise von zwei anderen mitgekriegt, und jetzt hat er mal all seinen Mut zusammengerafft, im stark alkoholisierten Zustand, und mich angesprochen, ob ich mir das nicht vorstellen könnte. Das haben wir gottseidank inzwischen geklärt.

Ich denk, für mich ist das schon ein Stück Ausgleich. Weil ich immer die Kummertante gewesen bin, wo jeder seinen Müll abgeladen hat, die Starke. Der Spruch, den ich immer zu hören gekriegt hab, war "Du schaffst das doch, du schaffst doch sowieso alles." Toll, danke, ich möcht auch mal ganz klein sein. Das wird dann aber einfach nicht mehr akzeptiert. Du wirst dann einfach als dominant eingestuft, als eine, die sowieso mit allem klarkommt und alles kann.

Die erste Party, die ich mitgekriegt hab, war die "Ouvertüre der Lust", das war gleich in voller Härte. Das Überraschende für mich daran war nicht, wie die Leute rumgelaufen sind oder was sie gemacht haben, sondern mit welcher Unverblümtheit sie sich gegenseitig gemustert haben. Mit welcher Unverblümtheit man dort angeschaut wurde - man ist ja schon etwas anders angezogen als normal. Es war weder anzüglich noch irgendwie unverschämt, aber man hat sich gegenseitig eben von oben bis unten taxiert. Das fand ich völlig verblüffend. Sonst hat man dann irgendwie so eine gewisse Schamgrenze und kuckt nach einer gewissen Zeit dann doch wieder weg, beziehungsweise wenn man merkt, dass der andere mitkriegt, dass man ihn anstarrt. Am Anfang war mir das unangenehm, aber dann fand ich es eher spannend. Ich hatte ja nichts zu verbergen, und in den Sachen, in denen ich da war, fühlte ich mich selber ja auch wohl und hab dem nicht mehr so viel Bedeutung beigemessen. Was dann so abgelaufen ist, ein bisschen verwundert war ich schon darüber, es hätte mir eigentlich vorher klar sein sollen, aber ich hatte überhaupt nicht überlegt, was auf so einer Party eigentlich gemacht wird, hatte mich da auch nie mit jemandem drüber unterhalten. Auf der einen Seite sitzen die Leute und trinken und unterhalten sich, in der Mitte tanzen sie und im dritten Raum spielten sie halt. Es hat mich nicht schockiert, aber ich war schon etwas verdutzt. Es war für mich das erste Mal, dass ich in einem Raum sitze, wo andere gerade Sex miteinander haben, das fand ich dann doch etwas merkwürdig. Parties dienen ja eigentlich nicht dem großartigen Erlebnis. Es ist halt anregend, zu spielen, wenn man weiss, dass andere Leute in der Nähe sind. Ansonsten ist es halt nett, auch mal die Garderobe aushäusig zu tragen. Ich habe dann an mir selber so Sachen bemerkt, die ich an mir vorher nie vermutet hätte. Ich versuche schon, in meiner Kleidung angenehm für meine Umwelt aufzutreten, aber sonst eher unauffällig. Und dort hab ich festgestellt, dass ich es schon sehr spannend fand, wenn man da durch den Raum läuft, von oben bis unten in Latex, in hochhackigen Schuhen und partymäßig zurechtgemacht, wie einem dann die Blicke folgen. Das hat was. Das hätt ich nicht gedacht. Man kriegt so die eine oder andere Sache über sich selbst mit.

Ich überleg mir immer mal wieder, warum? Warum reizt dich das? Warum reizt dich dieser Schmerz und warum tust du dir das an? Aber so auf die endgültige Antwort bin ich bis jetzt noch nicht gekommen. Ich sag's dir, wenn ich's rausgefunden hab.

© Kathrin Passig - Ira Strübel 2000-2001