Die Wahl der Qual

 

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Das Inhaltsverzeichnis
nebst einigen Leseproben

Aus dem Nähkästchen
Die ungekürzten Interviews

Nach Redaktionsschluss
Was wir gerne noch geschrieben hätten ...

Für Tippfaule
Alle Links aus dem Buch
und noch ein paar mehr.

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Aus dem Nähkästchen

Interview mit Peter

 

Du bist erst der zweite Mensch, der das erfährt. Mein bester Freund weiss, dass ich dort war; der hat mir das vermittelt. Er geht häufiger zu Prostituierten und kennt sich da aus. Ich wollte das einfach mal ausprobieren. Meine SM-Erfahrungen waren zu dem Zeitpunkt eher softer, und ich wollte das etwas Härtere ausprobieren. Ich hatte zu dem Zeitpunkt eine Freundin, naja, eigentlich zwei, und mit einer davon ging das auch.

Ich hab da angerufen und die sagten, ja, heute ist jemand dafür da. Ich wurde da reingeführt und musste als erstes einen Bogen ausfüllen, wo ich schreiben musste, was meine Vorlieben sind, wie ich was machen möchte, und was ich sonst noch möchte, Accessoires und so. Ich war ja als Top da. Da hab ich dann meine Kreuzchen gemacht. Der Fragebogen war so ähnlich aufgemacht wie der in Grimmes SM-Handbuch. Ohne allzusehr ins Detail zu gehen, kann ich sagen, dass ich es zum Beispiel mag, wenn die Augen der Frau verbunden sind, und da hab ich noch druntergeschrieben: Augenbinde. Dann hat mich die Puffmutter in das Zimmer gebracht und ich musste mich erst mal duschen. Gut, hab ich mich geduscht, es gibt Schlimmeres. Ich war etwas nervös, weil ich zum ersten Mal mit so zahlreichem Equipment umgehen sollte, das ich selber nicht besessen habe. Dann wurde mir die Dame gebracht, und da eigentlich schon alles mit der Puffmutter abgeklärt war, haben wir vorher auch nicht grossartig viel geredet. Die Frau war am ganzen Körper tätowiert, überall gepierct, und das einzige, was ich sie vorher gefragt habe, war, ob sie das auch selber mag. Sie hat gesagt, ja. Dann haben wir angefangen, das Ganze ging etwa vierzig Minuten lang. Der Preis war ja vorher vereinbart worden, ich glaube, dreihundert Mark für fünfundvierzig Minuten. Das scheint aber auch davon abhängig zu sein, was du machen möchtest, hatte ich so den Eindruck. Wir waren sozusagen fertig, kurze Zeit später hat es dann geklopft, so, jetzt ist aber gut, und dann haben wir uns noch eine Viertelstunde unterhalten. Mit hat es überrascht, dass es sie auch erregt hat, und da hab ich sie drauf angesprochen. Darüber haben wir uns kurz unterhalten.

Danach bin ich nicht wieder hingegangen - ich wollte das nur einfach mal ausprobieren, und das war's. Es ist nicht so, dass ich sage, ich werd's nie wieder machen, aber im Moment steht's nicht an. Es hat mich einfach interessiert, es war einfach Neugierde - wie passiert sowas? Ich muss auch sagen, dass ich ziemliche moralische Bedenken vorher hatte. So, wie es dann gelaufen ist, hab ich sie im Nachhinein nicht mehr. Und ich würde wahrscheinlich, wenn ich das nochmal machen würde, wieder mit der gleichen, weil ich dann wüsste, ok, ich mache mit der nichts, was für sie selber sehr schlimm ist. Ich habe mir eben zuerst Gedanken gemacht, ob dafür vielleicht eine Frau verwendet wird, die das gar nicht will, und da hätte ich wirklich ein Problem dabei gehabt. Das war auch vorher ein Punkt, der mich sehr lange davon abgehalten hat, das zu machen. Ich wollte nicht auf eine Frau treffen, die das wirklich nicht will. Ich hab dann schon gemerkt, dass es für mich sehr angenehm war, dass es für sie nicht unangenehm war. Aber das bin vielleicht nur ich.

© Kathrin Passig - Ira Strübel 2000-2001