Die Wahl der Qual

 

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Das Inhaltsverzeichnis
nebst einigen Leseproben

Aus dem Nähkästchen
Die ungekürzten Interviews

Nach Redaktionsschluss
Was wir gerne noch geschrieben hätten ...

Für Tippfaule
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und noch ein paar mehr.

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Aus dem Nähkästchen

Interview mit Susanne

 

Für mich ist der Reiz dabei, den anderen zu erziehen. Du machst ihn dir ja in gewisser Weise auch hörig, du trainierst ihn ja, du hast ihn völlig in der Hand. Das ist schon ein prickelndes Gefühl, jemandem per E-Mail oder SMS bestimmte Befehle zu schicken und zu wissen, er muss sie jetzt ausführen. Das ist geil. Oder man plant den Abend vor und trägt dem anderen schon auf, bevor man nach Hause kommt, in einer ganz bestimmten Position zu warten. Man kommt dann voll Vorfreude nach Hause und weiß genau, er kniet da in einer ganz bestimmten Position, die er aufgetragen gekriegt hat, an der Bettseite und präsentiert seinen Hintern. Und dann lässt man ihn warten, kümmert sich überhaupt nicht drum. Oder ihn morgens einen Cockring anlegen lassen und wissen, er trägt ihn den ganzen Tag. Das ist schon schön.

Ich glaube, grade Erziehungsspiele gehen letztendlich nicht nur zwei, drei Stunden oder einmal im Monat. Das funktioniert nicht. Bei Erziehungsspielen musst du am Ball bleiben, sonst verlierst du die Verbindung. Ich glaube, man kann das nicht drei Wochen ruhen lassen und dann wieder anfangen.

Man kann seine Phantasien, grade am Telefon oder per E-Mail, einfach treiben lassen. Da kann man auf ganz tolle Ebenen kommen, die in der Praxis sehr schwierig umzusetzen sind.

Es fordert von einem selber große Disziplin. Man muss an den anderen denken und darf ihn ja nicht im Stich lassen. Auch wenn man selbst k.o. ist und sich eigentlich nur an eine warme Schulter anlehnen möchte und nicht mehr über SM reden, muss man sich was ausdenken.

(...)

Vor kurzem bin ich im Bus gefahren, ganz hinten, nahe am Motor, wo man ziemlich durchgerüttelt wird, da vibriert es unheimlich stark. Was aber geil war, weil ich da meine Piercings gespürt habe. Andere Leute sind aufgestanden, die neben mir saßen, weil es so rüttelte. Da ist es einfach ein Gewinn.

(...)

Das allererste, was ich noch so im Kopf habe, was Fetisch angeht, ist ein Bikini, den ich als Kind getragen hab. Der heimlich dann auch wieder in mein Bett gewandert ist und den ich da angezogen hab: knalleng, rot und hatte Metallringe an der Seite. Ich hatte da immer ganz wilde Phantasien dazu, da muss ich so sieben oder acht gewesen sein. Das hatte sehr viel mit Sexualität ohne klare Bilder zu tun, mit Berührung, mit Anziehung und Erregung. Es ging um Entführung, Kerker, gefangen und gefesselt sein, aber das war nie schlimm oder mit großen Gefahren verbunden. Es kann kein Orgasmus gewesen sein, aber ich hatte dabei sehr starke Gefühle. Ich hab den immer wieder angezogen, bis er leider zu eng wurde, das war fatal. Ich wusste, wenn meine Mutter entdeckt, dass ich im Bikini schlafe, würde sie etwas komische Fragen stellen. Obwohl es bei uns gottseidank einen angenehmen, lockeren Umgang mit Sexualität gab, worüber ich sehr froh bin.

© Kathrin Passig - Ira Strübel 2000-2001